Meldung | Bildung | 10. März 2016

Auf dem Prüfstand: Was macht eine gute Sprachfördermethode aus?

Der Bedarf an frühkindlicher Sprachförderung ist groß und es gibt zahlreiche unterschiedliche Ansätze, Projekte und Meinungen. Was jedoch fehlt, ist eine wissenschaftliche Auseinandersetzung zur Wirksamkeit von Sprachfördermaßnahmen. Aus diesem Grund unterstützte die Siemens Stiftung das TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen (ZNL) der Universität Ulm bei der Studie „FoSmeK – Begleitforschung zu einem Sprachförderkonzept für mehrsprachige Kinder“. Die Ergebnisse liegen nun vor.

Die Studie untersuchte die Effektivität der Sprachfördermethode KIKUS (Kinder in Kulturen und Sprachen) des Zentrums für kindliche Mehrsprachigkeit e.V. (zkm). KIKUS ist ein additives Sprachförderkonzept, das auf Kinder nichtdeutscher Erstsprache ab drei Jahren ausgerichtet ist. Die Siemens Stiftung förderte über sieben Jahre die Verbreitung von KIKUS. Darüber hinaus identifizierte das ZNL im Rahmen der Studie allgemeine Faktoren, die für ein erfolgreiches Erlernen der deutschen Sprache bei mehrsprachig aufwachsenden Kindern zentral sind.

171 Kindergartenkinder mit Deutsch als Zweitsprache in 19 Einrichtungen im Münchner Raum nahmen an der Studie teil. Die Kinder gehörten zwei unterschiedlichen Gruppen an: Die KIKUS-Gruppe, die KIKUS regelmäßig in ihren Einrichtungen einsetzte, und die Vergleichsgruppe, die im Kindergarten kein additives Sprachförderprogramm verwendete. Die Sprachentwicklung der Kinder im Deutschen wurde mittels verschiedener Sprachentwicklungstests zu drei Messzeitpunkten im Abstand von jeweils sieben Monaten erhoben. Darüber hinaus wurden die Eltern, Erzieherinnen und Erzieher sowie Einrichtungsleitungen befragt.

Die Auswertungen zur Umsetzung des KIKUS-Kurses zeigten, dass die KIKUS-Kursleiterinnen sehr zufrieden mit dem Konzept sowie der Fort- und Weiterbildung waren. Gleichzeitig wiesen Videoanalysen darauf hin, dass die Kinder mit Freude und hoher Aufmerksamkeit am Kurs teilnahmen und die im Kurs eingeübten sprachlichen Handlungsmuster gut verinnerlichten. Die Aufmerksamkeit der Kinder nahm stetig zu. Insgesamt zeigte sich eine bedeutsame Verbesserung der Sprachleistungen im Deutschen für alle 171 Kinder über die Dauer der Studie hinweg sowie eine Annäherung an die Sprachleistungen einsprachig deutscher Kinder. Bei der KIKUS-Gruppe konnte an dieser Stelle keine Überlegenheit gegenüber der Vergleichsgruppe beobachtet werden. Weiter zeigte sich, dass für ein erfolgreiches Erlernen der deutschen Sprache bei mehrsprachig aufwachsenden Kindern neben einer frühen Betreuungserfahrung zahlreiche individuelle Bildungsaktivitäten und Lernerfahrungen in Kindertageseinrichtungen förderlich sind. Ebenso wurde belegt, dass auch Peer-Interaktionen mit v. a. einsprachig deutschen Kindern für die sprachliche Bildung bedeutend sind.

„Nicht zuletzt in Anbetracht der großen Herausforderungen, vor denen Deutschland derzeit steht, ist die Sprachförderung heute und zukünftig ein wesentlicher Hebel für die Integration vieler Kinder mit Deutsch als Zweitsprache“, so Dr. Barbara Filtzinger, Leitung Arbeitsbereich Bildung bei der Siemens Stiftung. „Wir freuen uns, dass wir mit der Unterstützung der Studie Faktoren identifizieren konnten, die eine effektive Sprachförderung gelingen lassen.“

Die Ergebnisse der Begleitforschung sind ab sofort abrufbar unter www.znl-ulm.de

Weiterführende Links

Zur FoSmeK-Broschüre (PDF | 0,9 MB)

Zur Website des ZNL