Meldung | Bildung | 28. Juli 2022
Klimawandelbildung im MINT-Bereich als Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung
Der Erdüberlastungstag (Earth Overshoot Day) fällt in diesem Jahr auf den 28. Juli. Er markiert den Tag, an dem die Menschheit die nachhaltig nutzbaren Ressourcen, die die Erde für das laufende Jahr zur Verfügung stellt, bereits aufgebraucht hat. Das Datum verschiebt sich jedes Jahr weiter nach vorne. Das heißt, wir leben bereits jetzt, fünf Monate vor Jahresende, in einem ökologischen Defizit. Dies erfordert dringende Maßnahmen in allen Bereichen, vor allem auch in der Bildung. Während Schülerinnen und Schüler auf der ganzen Welt dazu auffordern, die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel endlich ernst zu nehmen, rücken die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) immer mehr in den Vordergrund. Gemeinsam mit ihrem breiten internationalen Netzwerk engagiert sich die Siemens Stiftung in einer Reihe von Initiativen und erarbeitet Angebote, um den nachhaltigen Wandel voranzutreiben.
Kinder und Jugendliche brauchen Zugang zu qualitativ hochwertiger Klimawandelbildung und Lehrkräfte zu hochwertigen Lehrmaterialien, insbesondere in Regionen, die in besonderem Maße von den extremen Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. Während immer mehr nationale Lehrpläne um das Thema Klimawandel erweitert werden, stehen MINT-Lehrkräfte vor den Herausforderungen, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse in den Unterricht zu integrieren und haben oft keinen Zugang zu guten Lehrmaterialien, die den Schüler*innen niedrigschwellig das nötige Grundlagenwissen vermitteln, um selbst aktiv zu werden und sich am Diskurs zu beteiligen. Aus diesem Grund entwickelt die Siemens Stiftung gemeinsam mit ihren Kooperationspartner*innen vor Ort Open Educational Resources (OER) auf Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch, die weltweit zugänglich sind. Lehrer*innen nutzen die offenen Bildungsinhalte, um fundiertes Wissen über Klimaschutz- und Adaptionsmaßnahmen zu vermitteln und Schülerinnen und Schüler in der individuellen und gesellschaftlichen Resilienz gegenüber den Folgen des Klimawandels zu stärken.
Ein solches Beispiel ist Mapa Interactivo del Cambio Climático (MICA), das zusammen mit der Pontificia Universidad Católica de Valparaíso (PUC) in Chile entwickelt wurde. Es handelt sich um ein interaktives Lernpaket mit ausdruckbaren Karten, die durch eine Smartphone-App mit Texten, Bildern, Videos, Audiodateien, 3D-Objekten und Links zu regionalen Informationen über den Klimawandel unterstützt werden. Diese Materialien können sowohl im Klassenzimmer als auch beim virtuellen Unterricht eingesetzt werden. Schülerinnen und Schüler, die in klimatisch besonders anfälligen Gebieten in Brasilien, Chile, Kolumbien, Mexiko und Peru leben, nutzen sie, um ihre Beobachtungen zu dokumentieren und durch diese aktive Beteiligung etwas über die Auswirkungen des Klimawandels in ihren Regionen zu lernen. Diese Lernmethode ist nicht nur in Lateinamerika oder Afrika anwendbar. Auch in Europa können mit einem solchen interaktivem Lernpaket akute Probleme wie Wasserknappheit und Waldbrände thematisiert und angegangen werden.
Unsere Priorität ist es, einen Beitrag zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs) im Bereich Bildung und Klimaschutz zu leisten. Dafür arbeiten wir mit Klimawissenschaftler*innen, Lehrkräften und politischen Entscheidungsträger*innen zusammen und fördern den Dialog und den Austausch – mit dem Ziel, eine qualitativ hochwertige Klimawandelbildung im MINT-Bereich in die nationalen Bildungsagenden zu integrieren.
Zum Erdüberlastungstag haben wir einen Überblick über die neuesten innovativen Lehr- und Lernmaterialien zum Thema Klimawandel zusammengestellt:
Neu: Medienpaket Klimawandel – Teil 1 „Die globale Erwärmung verstehen“
Das Medienpaket „Klimawandel – Die globale Erwärmung verstehen“ ist der erste Teil einer mehrteiligen Serie zum Thema Klimawandel auf dem Medienportal der Siemens Stiftung. Es befasst sich mit Themen wie dem natürlichen und anthropogenen Treibhauseffekt sowie Treibhausgasen. Das Medienpaket beinhaltet 19 Einzelmedien, die fächerübergreifend im Unterricht eingesetzt werden können. Die teils interaktiven Medien unterstützen Lehrkräfte dabei, das Bewusstsein ihrer Schüler*innen zu schärfen und sie zum Handeln zu motivieren. „Klimawandel – Die globale Erwärmung verstehen“ basiert auf Materialien, die vom Office for Climate Education (OCE) entwickelt wurden. Derzeit ist das Medienpaket auf Deutsch verfügbar, in Kürze wird es auch auf Englisch und Spanisch auf unseren Portalen publiziert.
Neu: Handreichung für Lehrkräfte „Climate Change and Land“ vom Office for Climate Education (OCE)
Gemeinsam mit dem OCE arbeiten wir mit internationalen Stiftungen, Nichtregierungsorganisationen und Forschungsinstituten zusammen, um kostenlose Unterrichtsmaterialien zur Klimawandelbildung zu erstellen, die weltweit eingesetzt werden können. Alle OCE-Materialien basieren auf den Berichten des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), dessen Ergebnisse in adaptierbare und leicht verständliche Unterrichtslektionen integriert werden. „Climate Change and Land“ ist die zweite Handreichung für Lehrkräfte mit Themenfokus – fächerübergreifend und für Lehrer*innen an Grund- und Mittelschulen geeignet (für Schüler*innen im Alter von 9 bis 15 Jahren). Sie bietet vorgefertigte Unterrichtsstunden zum Thema Klimawandel sowie Impulse zum Klimaschutz und zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Die Handreichung ist auf Englisch, Französisch und Spanisch verfügbar.
Update: Neue Unterrichtsmaterialien von unserem lateinamerikanischen Medienportal CREA sowie der MINT-Initiativen für nachhaltige Entwicklung und Klimawandelbildung
Mit unserem lateinamerikanischen Bildungsnetzwerk Red STEM Latinoamérica betreiben wir das kostenlose Bildungsportal CREA (Centro de Recursos Educativos Abiertos), mit mehr als 1.500 Lern- und Lehrmedien für den MINT-Unterricht. Hier werden regelmäßig neue Materialien zum Klimawandel veröffentlicht, wie z. B. die interaktiven Karten “Mapa Interactivo del Cambio Climático MICA” und die Unterrichtseinheit „Crisis y Acción Climática“ aus dem Projekt Experimento Blended.
Gemeinsam mit Projektpartner*innen aus Chile, Kolumbien, Ecuador, Argentinien, Mexiko, Peru und Brasilien setzen wir uns dafür ein, analoge Unterrichtsmaterialien und -methoden für die digitale Umsetzung im MINT-Unterricht anzupassen und so auf die Herausforderungen der Pandemie zu reagieren. Die Ergebnisse dieser Initiative und Videoclips werden in Kürze auf Red STEM Latinoamérica zu sehen sein.
Gemeinsam mit der Stiftung Haus der Kleinen Forscher haben wir das internationale Netzwerk „International Dialogue on STEM Education“ (IDoS) gegründet, das Bildungsexpert*innen aus der ganzen Welt verbindet. Bildung für nachhaltige Entwicklung und Klimawandelbildung spielen dabei eine zentrale Rolle. Die IDoS hat bereits das Positionspapier „Using Science to Do Social Good: STEM Education for sustainable development“ veröffentlicht. Die „IDoS Peers“ – Expert*innen auf dem Gebiet der frühen MINT-Bildung für nachhaltige Entwicklung – treffen sich am 10. und 11. Oktober in Berlin, um weitere Schritte in diese Richtung zu unternehmen.
Um eine Übersicht zu all unseren Aktivitäten im Bereich Klimawandel zu erhalten, besuchen sie bitte unsere Themenseite „MINT und Klima“.