Die Förderung der STEAM-Bildung, also der naturwissenschaftlich-technischen Bildung, die die Bereiche Kreativität, Kunst und Kultur mit einschließt, ist eine der großen Bildungsinnovationen in Lateinamerika. In der peruanischen Hauptstadt fanden kurz hintereinander das Pazifik-Allianz-Meeting der Experimento-Partnerorganisationen und das Seminario Internacional STEAM statt. Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft gaben Einblick in ihre Visionen, Konzepte und Initiativen, präzisierten Inhalte, diskutierten Zielsetzungen und skizzierten Wege der Zusammenarbeit.
STEAM-Bildung mit regionaler Handschrift
Wie können wir über Landesgrenzen hinweg einen Raum einrichten, um gemeinsam und doch unter Berücksichtigung regionaler Besonderheiten unsere Bildungsziele voranzutreiben? Können wir die Pazifik-Allianz zu einem STEAM-Territorium für alle Partner formen, das Bildung für eine nachhaltige Entwicklung fördert? Um diese zentralen Fragen ging es beim dritten Treffen der Pazifik-Allianz der Experimento-Partnerorganisationen am 15. August in Lima, Peru. Vertreter aus Mexiko, Kolumbien, Peru und Chile tauschten sich aus, entwickelten Arbeitsschritte für gemeinsame Bildungsprojekte und profitierten von der Expertise der Kollegen.
Eine langfristige Zusammenarbeit ist Voraussetzung für die Entwicklung eines länderübergreifenden Raums, darin waren sich die Partner einig. Zunächst sollte ein Konzept die Rahmenbedingungen festlegen: Was genau bezeichnet ein STEAM-Territorium? Welchen Namen soll es tragen? Wie muss seine Multi-Stakeholder-Struktur beschaffen sein, um die Bildungsagenda über Landesgrenzen hinweg beeinflussen zu können? Dabei stehen bestimmte Themenbereiche besonders im Fokus: STEAM-Bildung für eine nachhaltige Entwicklung, STEAM und die Genderfrage, STEAM im Bereich frühkindliche Bildung, STEAM und die Bedeutung für die Gesellschaft, Lehrerausbildung und berufliche Weiterbildung sowie die duale, technische und berufliche Bildung.
STEAM-Förderung auf internationaler Ebene
Kurz zuvor startete am 13. August das zweitägige Seminario Internacional STEAM ebenfalls in Lima, organisiert von Instituto Apoyo und der Siemens Stiftung. Experten aus aller Welt stellten ihre Konzepte und Initiativen vor, die Kinder auf die Anforderungen des 21. Jahrhunderts vorbereiten. Bereits die Anmeldungen übertrafen alle Erwartungen, die maximale Teilnehmerzahl von 1.400 Personen war schon eine Woche vor Konferenzbeginn erreicht. Darüber hinaus verzeichneten die Veranstalter über 3.500 Streaming-Abrufe täglich. Ein weiteres Indiz für den Bildungswandel in Lateinamerika und das Interesse an STEAM.
Mit seiner Vision von Bildung eröffnete der peruanische Bildungsminister Daniel Alfaro die Konferenz, gefolgt von Kultusministerin Patricia Balbuena und Fabiola León, der Direktorin von Concytec (Consejo nacional de la ciencia tecnología e innovación tecnológica). Prof. Dr. Kristina Reiss, Dekanin der TUM School of Education in München, und Ulrike Wahl, Vertreterin der Siemens Stiftung für Lateinamerika, berichteten ebenso wie Guillermo Legorreta aus Mexiko-Stadt und Nuria López aus Barcelona von ihren Erfahrungen und dem Konzept eines Territoriums, das über Grenzen hinaus wirkt.
Welche Branchen können der Bildung im 21. Jahrhundert zum Erfolg verhelfen? Am zweiten Tag kamen Vertreter aus der Geschäftswelt, den Medien und von Universitäten zu Wort. Ebenso stand das Engagement verschiedener Akteure aus der Gesellschaft im Mittelpunkt der von Professoren und Lehrkräften sehr gut besuchten Veranstaltung: Die Grupo Rocío aus Kolumbien etwa investiert in Bildung, um Veränderungen zu bewirken. Die Stiftung La Revolución aus Peru will mit Hilfe der Bildung Blutarmut bekämpfen.
Zukunftsweisende Konzepte für den naturwissenschaftlich-technischen Unterricht in Lateinamerika stellten innovative STEAM-Schulen wie das Colegio Kopernicus in Chile oder die Tinkuy Marka Academy in Peru vor: Sie skizzierten, welche neuen Wege sie einschlagen und wie sich hergebrachte Muster durchbrechen lassen.
Damit endete eine erfolgreiche STEAM-Konferenz und bestätigte einmal mehr das Motto der Veranstalter: „Wir alle sind fähig, die Welt zu verändern, die Bildung gibt uns die Kraft dazu.“
Das Seminario Internacional STEAM ist aus dem Foro Nacional STEM hervorgegangen. Es ist ein Zusammenschluss von Institutionen und Verbänden, die sich ursprünglich für die Förderung der Bildung in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (Deutsch: MINT bzw. Englisch: STEM) entlang der gesamten Bildungskette einsetzten. Als Neuerung ergänzen die Aspekte Kreativität, Kunst und Kultur nun die naturwissenschaftlich-technische Bildung. Dies schlägt sich im neuen Akronym STEAM nieder. Die am Seminario Internacional STEAM teilnehmenden Institutionen repräsentieren wichtige lateinamerikanische und internationale Bildungseinrichtungen. Zu den Mitgliedern zählen: Instituto Apoyo, Siemens Stiftung, TUM School of Education of Germany, Universidad Ruiz de Montoya, Universidad Peruana de Ciencias Aplicadas, Pontificia Universidad Católica del Perú und Universidad Cayetano Heredia.