Heute haben 2,1 Milliarden Menschen weltweit keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser. Dabei ist Wasser unsere Lebensgrundlage und essentielle Ressource für sanitäre Einrichtungen, das Gesundheitswesen, Bildung, Wirtschaft und Industrie. In unserer operativen Projektarbeit ist Wasser ein wichtiger Bestandteil, um nachhaltige Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene zu sichern – auch im Hinblick auf die Agenda 2030 der Vereinten Nationen. Der Weltwassertag bringt dies jedes Jahr am 22. März zum Ausdruck. Das Thema in diesem Jahr: „Wasser und Klimawandel“.
Untrennbar miteinander verbunden: Wasser und Klimawandel
Das Thema Wasser macht Auswirkungen des Klimawandels konkret: Die Verfügbarkeit von Wasser ist in vielen Regionen immer weniger vorhersehbar, vermehrte Überschwemmungen bedrohen Wasserquellen und sanitäre Einrichtungen. Dürren verschärfen die Wasserknappheit und beeinträchtigen damit die Gesundheit und Produktivität der Menschen. Der Weltwassertag der Vereinten Nationen thematisiert in diesem Jahr den Zusammenhang von Wasser und Klimawandel. Denn für die Bekämpfung der Auswirkungen des Klimawandels ist eine sichere und nachhaltige Wasserwirtschaft zentral, um Ökosysteme zu stärken und das Risiko von wasserbedingten Katastrophen zu verringern. Und gerade in Krisenzeiten wie der derzeitigen Covid-19-Pandemie, sind die Aufrechterhaltung der Wasserversorgung und die damit einhergehenden Hygieneaspekte besonders wichtig.
Trinkwasserversorgung, Hygiene-Training und Bildung: Unser Engagement in Afrika und Lateinamerika
Im Zentrum unserer Stiftungsarbeit stehen die Versorgung mit sicherem und sauberem Trinkwasser, die Wiederverwertung von Wasser sowie die Sensibilisierung zum Thema Hygiene. Dabei setzen wir auf sozialunternehmerische Strukturen und technische Innovationen – aber auch auf Bildung. Denn gerade Bildung ist, wie es das Potsdam-Institut für Klimaforschung nennt, eine „Kippintervention“ im Kampf gegen den Klimawandel. In unseren Projektregionen im ländlichen Afrika spielen die klimatischen Bedingungen eine große Rolle. Dürre und Regenzeit wirken sich direkt auf die Wasserversorgung aus. Kommt es zu klimatischen Extremsituationen, nehmen durch Wasser übertragbare Krankheiten, Viehsterben und Ernteausfälle extrem zu. Auch in Lateinamerika ist die Wasserversorgung eng mit den Auswirkungen des Klimawandels verknüpft. Daneben stellen strukturelle Defizite in der Wasserinfrastruktur sowie die Verschmutzung der Trinkwasserreservoirs eine große Herausforderung dar und führen zu starken Wassernutzungskonflikten.
Unsere Wasserprojekte im Überblick
Für die Grundversorgung mit sauberem und sicherem Wasser arbeitet die Siemens Stiftung im Projekt „Safe Water Enterprises“ eng mit den Gemeinden vor Ort zusammen, um Trinkwasserkioske in Kenia und Uganda zu betreiben. Dafür werden spezielle Filteranlagen eingesetzt, die Trübstoffe, Bakterien und Viren aus dem Wasser entfernen. Mit diesem Ansatz konnten allein im Jahr 2019 rund 6,2 Millionen Liter Wasser an neun Standorten verkauft werden. Im ländlichen Wath Onger erreichte nun der im März 2019 eröffnete Wasserkiosk die 2 Millionen Liter Marke. Zudem gab es dort seit letztem Jahr erstmals keinen Cholerafall. Neben der Aufklärungsarbeit an Schulen und deren Ausstattung, unter anderem mit Handwaschstationen, spielt die enge Zusammenarbeit mit den lokalen Gesundheitsarbeiter*innen zum Social Marketing eine wichtige Rolle.
Unser stiftungseigenes Sozialunternehmen WeTu setzt ebenfalls auf eine innovative Filtertechnologie. In einem vierstufigen Reinigungsprozess wird das Rohwasser, das aus dem Viktoriasee entnommen wird, aufbereitet. So kann entlang des Viktoriasees in Westkenia eine verlässliche Wasserversorgung für die Gemeinden angeboten werden. An Automaten ist rund um die Uhr sauber gefiltertes Trinkwasser erhältlich. Seit Inbetriebnahme im April 2019 konnten schon 800.000 Liter Wasser verkauft werden.
Im Programm TeamUp, einer Initiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, der Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, der Siemens Stiftung und der Hanns R. Neumann Stiftung, liegt der Fokus auf Wasserinstandhaltung in Uganda. Nur jeder dritte Haushalt und nur 40 Prozent der Schulen haben dort Zugang zu einer funktionsfähigen Wasserquelle. Die Siemens Stiftung unterstützt daher das Sozialunternehmen Whave Solutions, das gemeinsam mit dem öffentlichen Sektor eine dauerhafte Versorgung mit Trinkwasser in ländlichen Gemeinden gewährleistet. Die Verbesserung sanitärer und hygienischer Bedingungen in Schulen sowie die Entwicklung von verbesserten Bewässerungsmöglichkeiten für Kleinbauern stehen ebenfalls im Fokus.
Das empowering people. Network unterstützt zahlreiche technische Innovationen im Bereich Entwicklungskooperation und sucht stets neue Wege, um zukünftige Herausforderungen zu meistern. Teil des Netzwerks sind auch 19 Lösungen im Bereich der Wasserversorgung, unter anderem Bewässerungspumpen, Lösungen zur Wiederverwertung von Wasser oder Aufbereitungssysteme.
Bei der lokalen Adaption unseres Bildungsprogramms Experimento in Bolivien wurden neue Lehr- und Lerninhalte zur Gesundheits- und Hygienebildung implementiert, da das Thema Trinkwasser- und Abwasserversorgung hier einen wesentlichen Stellenwert einnimmt. Herausforderungen wie Gewässerverschmutzung durch ungeklärte Abwässer, die hohe Rate von wasserinduzierten Krankheiten und durch den Klimawandel bedingter Wasserstress wurden in das Programm integriert.
Unser Medienportal bietet zahlreiche Unterrichtsmaterialien, die sich mit der Wasserthematik beschäftigen. Alle Medien liegen als Open Educational Resources (OER) unter offener Lizenz vor. Das bedeutet: Jede Nutzerin und jeder Nutzer erhält ohne Registrierung einen uneingeschränkten Zugang zu rechtssicheren Materialien und darf diese bearbeiten, mit (eigenen) Inhalten kombinieren sowie mit anderen teilen. Eine Zusammenstellung von Medien zum Thema Wasser und Klimaschutz finden Sie hier.
Unsere Partnerinitiative Office for Climate Education (OCE) erstellt kostenlose und weltweit nutzbare Unterrichtsmaterialien in vier Sprachen (Englisch, Deutsch, Französisch und Spanisch) rund um den Klimawandel. Inhaltlich und wissenschaftlich orientiert sich das OCE an den Berichten des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC). So veröffentlichte das OCE das auf dem IPCC Special Report: „The Ocean and Cryosphere in a Changing Climate“ basierende Lehrer*innenhandbuch „The climate in our hands – Ocean and Cryosphere“, in dem die enge Verbindung von Wasser und Klimawandel wissenschaftlich fundiert und pädagogisch aufbereitet dargelegt wird. Das Handbuch sowie viele weitere Unterrichtsmaterialien zum Thema Klimawandel finden Sie hier.
Herausforderungen gemeinsam bewältigen
Wir stehen zahlreichen Herausforderungen gegenüber. Verlängerte Dürrezeiten, der absinkende Grundwasserspiegel und die wachsende Bevölkerung sind nur einige davon. Die Situation verlangt Anpassungen und den Ausbau der Wasserversorgung sowie die Sensibilisierung der Bevölkerung. Es wird notwendig sein, Lösungen für den Umgang mit Brackwasser und mit durch Chemikalien verunreinigtem Wasser zu optimieren und auszuweiten, weitere technische Maßnahmen umzusetzen wie auch Bildungsprogramme auszuweiten. In einem Interview berichtet unser Wasserexperte Tilmann Straub, wie Techniklösungen helfen, einige der Klimaherausforderungen im Bereich Wasser in Angriff zu nehmen.
Videoplaylist
Experimento in Bolivien (Spanisch)
Safe Water Enterprises in Kenia (Englisch)
Handwashing Song (Englisch)
TeamUp in Uganda (Englisch)