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Einblicke in die ACCES Musikkonferenz 2023

Aktuelle Trends diskutieren, neue Talente entdecken und Geschäftsverbindungen knüpfen – dafür kamen von 9. bis 11. November 2023 über 1.200 Teilnehmende aus 40 Ländern auf der ACCES Konferenz in Tansania zusammen. Das Event ist eines der größten Netzwerktreffen für die afrikanische Musikbranche und fand bereits das sechste Mal statt. Organisiert wird es von unserer Partnerorganisation Music In Africa.

Teilnehmerinnen von Gender@Work
@ Music In Africa

Was für sie das Beste an der Music In Africa Foundation und deren Arbeit sei? Für ihre Antwort muss Ndomupeishe Chipendo, 28, Tänzerin, Choreographin, Instrumentalistin und Radiomoderatorin aus Zimbabwe nicht lange überlegen. „Die Möglichkeit zum Networking“, sagt die Künstlerin, von Freunden und Fans kurz Ndomzy genannt. „So viel Netzwerken in nur so kurzer Zeit, wo kann man das sonst schon.“  

Ndomzy ist Teilnehmerin des Programms Gender@work, das weibliche Fachkräfte im Musikmanagement fördert, ebenfalls ein Projekt von Music In Africa. Und im November 2023 ist sie zusammen mit 14 weiteren Stipendiatinnen des Programms nach Daressalam gereist – zur ACCES, dem größten Treffen der afrikanischen Musikbranche. „In meiner Gruppe sind lauter Power-Ladies aus dem ganzen Kontinent“, schwärmt Ndomzy. „Wir sprechen vielleicht nicht alle die gleiche Sprache oder haben denselben kulturellen Hintergrund. Doch unsere Musik und unser kreatives Wirken verbindet uns alle miteinander.“

Damit drückt sie genau das aus, was die Music In Africa Foundation will: unterschiedliche Akteure der afrikanischen Musikindustrie – Künstler*innen, Manager*innen, Produzent*innen und Vermarkter*innen sowie internationale Player – zusammen zu bringen und so zu vernetzen, dass die Branche sich stetig professionalisieren und weiterwachsen kann.

Vielfältiges Kulturnetzwerk

»Music In Africa hat sich zum größten Kulturnetzwerk Afrikas gemausert.«

Erheblich gewachsen ist in den vergangenen zehn Jahren auch Music In Africa selbst. 2013 offiziell als erste online Plattform für zeitgenössische afrikanische Musik gegründet, war es zunächst „mehr eine Versuchsanordnung“, wie Jens Cording, einer der Gründerväter der Foundation und Manager der Kulturprojekte der Siemens Stiftung rückblickend feststellt. „Doch jetzt hat sich das Projekt zum größten Kulturnetzwerk Afrikas gemausert“, so Cording, zugleich Mitglied des Präsidiums des Deutschen Musikrates sowie des Beirats der Kulturstiftung des Bundes. Gleich geblieben ist dabei jedoch eins: Vernetzung und Weiterbildung der Musikschaffenden steht im Vordergrund.

Von Anfang an war Music In Africa mehr als nur ein Informationsportal. Hier geht es äußerst interaktiv zu. Künstler*innen können ihr eigenes Profil erstellen, Kontakte zu Kolleg*innen, Veranstalter*innen und Vermarkter*innen knüpfen. So entstehen Kooperationen und neue Aufträge werden erschlossen. Es gibt Workshops zur beruflichen Orientierung, zum Beispiel Kulturmanagement, aber auch ganz praktische Weiterbildungen, etwa ein Seminar zum Bau und zur Reparatur von Instrumenten.

Digitale und analoge Komponenten greifen ineinander

Paneldiskussion auf der ACCES Konferenz
@ Music In Africa

Ein 15-köpfiges Team in Regionalbüros in den Hauptstädten Johannesburg, Kinshasa, Dakar, Lagos und Nairobi sorgt dafür, dass die Foundation, offiziell in Südafrika registriert, auch tatsächlich auf dem ganzen Kontinent präsent ist. Unterstützt wird sie seit ihrem Bestehen von uns als Siemens Stiftung mit dem Goethe Institut als weiterem Partner auf deutscher Seite. Wir stehen finanziell und mit Know-How zur Seite, wenn wir gebraucht werden, etwa bei der Suche nach neuen Partnern, rechtlichen Fragen und vielem mehr. Erklärtes Ziel jedoch ist es, dass die Plattform sich in Zukunft selbst trägt und ohne Unterstützung auskommt. Und Music In Africa ist auf dem besten Weg dahin. 260.000 Einzelnutzende verzeichnet die Plattform im Monat, 34.000 Musikprofessionelle und Institutionen sind registriert, 250.000 Musiktitel stehen zum Streaming bereit. „Außerdem ist das Selbstbewusstsein deutlich gestiegen“, sagt Musikexperte Cording. Inzwischen gingen die Verantwortlichen von Music In Africa auch auf die „ganz großen Player“, wie etwa Regierungen oder die Afrikanische Union mit klaren, kulturpolitischen Forderungen zu.

Natürlich weiß man auch bei Music In Africa, dass Vernetzung auf digitaler Ebene immer nur ein Baustein sein kann, wenn es darum geht, neue Kontakte zu knüpfen. Um diese nachhaltig zu gestalten, müssen digitale und analoge Komponenten ineinandergreifen. Deshalb trifft sich die Community einmal jährlich bei der Music In Africa Conference for Collaborations, Exchange and Showcases (ACCES). Immer geht es dabei um neueste Trends und Herausforderungen.

Den globalen Markt erobern

»Musik ist in Afrika der größte Arbeitgeber für junge Menschen im Alter von 18 bis 35 Jahren.«

Wie das enorme Potenzial, das die afrikanische Musikindustrie mittlerweile hat, noch besser ausgeschöpft, vermarktet und monetarisiert werden kann, diese Frage stand beim Treffen in der tansanischen Hauptstadt Daressalam im November 2023 ganz oben auf der Tagesordnung. Und dabei wurde erneut deutlich: Networking, Austausch und Zusammenarbeit sind Schlüsselkomponenten, wenn es darum geht, den globalen Markt zu erobern und von diesem auch angemessen zu profitieren – nicht zuletzt durch Lizenzgebühren und Tantiemen, die bislang in vielen Fällen noch an Afrika vorbeigehen.

Der Mangel an kultureller und musischer Bildung in Afrika war ein weiterer Themenschwerpunkt. Dabei sind Kultur und Musik auf dem Kontinent nicht nur wichtige Aspekte gesellschaftlichen Zusammenlebens, sondern längst zu starken ökonomischen Faktoren geworden. Eddington Hatitye, Geschäftsführer von Music In Africa, verweist auf Studien der Unesco. Danach ist „Musik in Afrika der größte Arbeitgeber für junge Menschen im Alter von 18 bis 35 Jahren“.   

Live-Events wie die ACCES Konferenz sind eine wichtige Einnahmequelle für Musiker*innen.
© Music In Africa

Musik für nachhaltige Entwicklung

»Afrikanische Musik und Politik sind schon seit langem miteinander verknüpft. Doch die wirtschaftliche Seite der Musik wurde nicht so richtig wahrgenommen.«

Mit ihrer ökonomischen Power sowie der Fähigkeit, Menschen über kulturelle und nationale Grenzen hinweg zu verbinden und zu motivieren, kann die Musik auch der UN Agenda 2030 und den von den Vereinten Nationen im Jahr 2015 beschlossenen 17 Zielen zu globaler Nachhaltigkeit (Sustainable Development Goals, SDGs) zu mehr Schwung verhelfen. „Die Musikindustrie verbindet Menschen über Generationen hinweg. Ein derart starkes Netz kann helfen, die globalen Ziele zu erreichen“, konstatierte die stellvertretende Direktorin von UNRIC, dem Verband der UN-Informationszentren (United Nations Information Centres) bereits vor zwei Jahren bei einer SDG Konferenz in Bonn. 

Und doch: Von vielen Entwicklungsorganisationen, Gebern und Finanzierern wird das bislang noch zu wenig erkannt. Samuel Sangwa, Geschäftsführer Afrika von CISAC, dem Dachverband der weltweiten Autoren – und Verwertungsgesellschaften, in der auch die deutsche GEMA vertreten ist, kennt das Problem. „Afrikanische Musik und Politik sind schon seit langem miteinander verknüpft. Die kongolesische Rumba steht für die Unabhängigkeitsbewegung, Cesaria Evora hat Migration und Heimweh ihrer Landsleute aus Kap Verde besungen und auch Fela Kuti aus Nigeria nutzte die Musik für politische und soziale Botschaften. Doch die wirtschaftliche Seite der Musik, ihre Bedeutung für die Schaffung von Arbeitsplätzen, Steuereinnahmen und so weiter, wurde nicht so richtig wahrgenommen.“

Music In Africa hat sich zum Ziel gesetzt, das zu ändern. Oder, wie Geschäftsführer Hatitye es ausdrückt: „Das afrikanische Bonmot, wonach die einzige Kultur (culture), die bei uns offiziell anerkannt wird, die ‚agriculture‘ (zu deutsch: Landwirtschaft) ist, soll endlich der Vergangenheit angehören.“ 

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