»Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter bringt sich mit vollem Engagement ein, um das Unternehmen voranzubringen.«
Volle Fahrt voraus! – Ein Jahr WeTu in Kenia
Im Januar 2019 wurde in Kenia von der Siemens Stiftung das Sozialunternehmen WE!Hub Victoria Ltd. (WeTu) gegründet, das am 1.März 2019 seine operative Arbeit aufgenommen hat. Entlang der Küste des Viktoriasees arbeitet WeTu an sieben Standorten an innovativen Lösungen zu Energie, Wasser und Elektromobilität. Ziel des Unternehmens ist es, im ländlichen Raum Afrikas mit sozialen und ökologischen Geschäftsmodellen die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort zu verbessern, Arbeitsplätze zu schaffen und neue wirtschaftliche Perspektiven zu eröffnen. Tilmann Straub, zuständig für Sozialunternehmen und Organisationsentwicklung bei der Siemens Stiftung und Geschäftsführer von WeTu, berichtet, welche Herausforderungen die Gründung mit sich brachte, was im ersten Jahr schon erreicht wurde und was die nächsten Schritte sind.
Im ersten Jahr wurde das Unternehmen bzw. die Unternehmensstruktur aufgebaut. Was war der größte Erfolg?
Es war ein spannendes Jahr, voller Herausforderungen und Learnings.
Es war ein spannendes Jahr, voller Herausforderungen und Learnings. Der größte Erfolg war der Aufbau unseres tollen, gut funktionierenden Teams, das heute schon 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählt und weiterhin wächst. Vier weitere Stellen sind ausgeschrieben. In allen Geschäftsbereichen unseres Sozialunternehmens arbeiten wir eng zusammen und die Abläufe und Prozesse laufen sehr professionell ab.
Besonders freut uns, dass die Werte unserer Organisation im Team gelebt werden und sich jede einzelne Mitarbeiterin und jeder einzelne Mitarbeiter einbringt, um unser Unternehmen gemeinsam wachsen zu lassen. Unsere ersten 15 Mitarbeiter haben wir aus den ehemaligen WeHubs übernommen, die wir für WeTu erworben haben, und seither unser Team stetig erweitert. Ein wichtiger Aspekt und zugleich eine Herausforderung war für uns dabei, auch Frauen einzustellen. Viele qualifizierte Frauen verlassen die ländlichen Gebiete. Daher freuen wir uns besonders über unsere drei Mitarbeiterinnen, die wir sehr wertschätzen. Es liegt uns am Herzen, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entsprechend zu fördern und unsere Zusammenarbeit nachhaltig zu stärken. Daher organisieren wir mehrtägige Workshops und Team-events.
Gemeinsam mit unserem Team konnten wir schon viele Erfolge verbuchen. Innerhalb des ersten Jahres wurden im Geschäftsbereich WeWater rund eine Million Liter Trinkwasser verkauft, über 500 Kunden mit durchschnittlich vier Personen pro Haushalt registriert. Das Trinkwasser können wir mittlerweile mit unseren elektrischen Lastenfahrrädern ausliefern. Auch unser innovatives, bargeldloses Bezahlsystem – das erste seiner Art in der Region – hat sich bewährt. 2020 sollen insgesamt zwölf weitere Abgabestellen aufgebaut werden, um noch deutlich mehr Kunden zu erreichen und das Wasser näher an ihre Hütten und Wohnungen bringen zu können. Unsere Fischerlaternen wurden auch gut angenommen. Wir konnten die Anzahl schon verdoppeln.
Bei der Gründung des Unternehmens mussten alle rechtlichen und organisatorischen Grundlagen geschaffen werden. Was war dabei die größte Herausforderung?
Das Schwierigste war sicherlich, alle juristischen und regulativen Voraussetzungen zu erfüllen. Hier mussten wir uns als deutsche Stiftung erst einmal einarbeiten. Steuern, Grundbucheintrag, Versicherungen – das alles musste ja vor dem Start erledigt werden. Auch die Organisationsentwicklung hielt uns auf Trab. Wir mussten Strukturen und Regularien für das Unternehmen entwickeln: einen Verhaltenscodex, Regeln und Richtlinien zu Finanzen und Budget und die administrativen Abläufe definieren. Gedanken gemacht haben wir uns auch darüber, wie wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestmöglich einarbeiten und ihnen zugleich auch Entwicklungsmöglichkeiten bieten können. Ganz zentral war für uns die Regelkonformität des Unternehmens. Um die strengen Auflagen in Kenia zu erfüllen, waren zahlreiche Lizenzen nötig, etwa für die Wasserentnahme aus dem Viktoriasee, für Solarstrom oder zum Import von Gütern. Wir haben bei WeTu den Anspruch, transparent zu sein und legen großen Wert auf Compliance. Deshalb war es uns bei diesen Prozessen besonders wichtig, eng mit unseren Partnern zusammenzuarbeiten, die uns eine große und professionelle Hilfe waren.
2019 war mit den vorrangigen Gründungsthemen sehr bewegt. Was sind die nächsten Schritte, die in diesem Jahr anstehen?
Wir haben bei WeTu den Anspruch, transparent zu sein und legen großen Wert auf Compliance.
Wir arbeiten stetig daran, die Organisationsstrukturen und -prozesse von WeTu weiterzuentwickeln. Die gesamte Administration konnten wir schon aufbauen und können nun alle betriebswirtschaftlichen Prozesse selbst bearbeiten.
Natürlich steht auch der Ausbau unserer drei Geschäftsfelder an: Im Bereich WeWater verkaufen wir gefiltertes Trinkwasser, das an Automaten 24/7 erhältlich ist. Unsere Filtertechnologie ist einfach, aber innovativ und basiert auf einem 4-stufigen Reinigungssystem. Im letzten Jahr konnten wir die technischen Anlagen installieren und den Geschäftsbereich so erheblich erweitern. Unser Ziel dabei ist, deutlich mehr Kunden mit sicherem Trinkwasser zu versorgen und damit unsere Wirkung in der Gesellschaft zu erhöhen.
Für den Ausbau des Geschäftsbereichs WePower arbeiten wir an der Planung und dem Aufbau von 30 neuen Hubs, sogenannten Satelite Hubs, um mehr Fischerdörfer zu erreichen. Unsere solarbetriebenen Kioske dienen als Ladestationen, die beispielsweise für unsere innovativen Fischerlaternen saubere und sichere Energie bereitstellen. Der nächste Schritt für uns ist es, die Lithium-Ionen-Batterien der Laternen in einen Second-Life-Kreislauf zu überführen und unsere Kioske mit Sammelpunkten für Elektromüll ausstatten.
Im Bereich WeMobility haben wir gemeinsam mit verschiedenen Partnern inzwischen einige Lösungen entwickelt – darunter ein elektrisches Lastenfahrrad. Diese sollen nun im nächsten Schritt in die „Proof of Concept“-Phase gehen. Damit möchten wir nachhaltig klimafreundliche Mobilitätslösungen umsetzen. Unser Ziel ist es, die Entwicklung neuer Fähigkeiten und Arbeitsplätze zu unterstützen. Die Arbeit am Ausbau der lokalen Produktion hat für uns daher Priorität. Gleichzeitig möchten wir auch unser Angebot an Workshops erhöhen.
Im zweiten Jahr geht es also mit voller Kraft weiter!
März 2020