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Wandel, der inspiriert: Wie Bildung, Sozialunternehmertum und Musik Gleichstellung ermöglichen
Von Dr. Nina Smidt, Geschäftsführerin und Vorstandssprecherin, Siemens Stiftung
Die existierenden Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern in den verschiedenen Bereichen unserer Gesellschaft führen dazu, dass Frauen einem höheren Risiko durch Armut und Katastrophen ausgesetzt sind. Dies gilt insbesondere für Katastrophen, die durch den Klimawandel verursacht werden. Das McKinsey Global Institute geht davon aus, dass die Förderung der Gleichstellung von Frauen der Weltwirtschaft bis 2025 12 Billionen Dollar einbringen würde. Gleichberechtigung, Vielfalt und Inklusion sind der Schlüssel zur sozialen Gerechtigkeit, zum Abbau von Diskriminierung und Vorurteilen und zum Aufbau stärkerer und integrativer Gemeinschaften. Es gibt Erfolgsgeschichten, die zeigen, dass der Teufelskreis der Marginalisierung überwunden werden kann, in dem die spezifischen Fähigkeiten von Frauen sowie ihre Kenntnisse der Umstände vor Ort genutzt werden.
Sozialunternehmerischer Ansatz für den Klimaschutz
Ein solches Beispiel ist Sunken Limited, ein in Kenia ansässiges Sozialunternehmen, das erschwingliche und umwelt-freundliche Energielösungen für einkommensschwache Haushalte und Geflüchtetenlager bereitstellt.
Christine Atego gründete Sunken Limited in der Region Kakuma in Kenia, um den schlechten Gesundheitszustand der Geflüchteten zu verbessern, der auf das traditionelle Kochen am offenen Feuer und die damit verbundenen Schadstoffe zurückzuführen ist. „Die Geflüchteten leben hier seit 30 Jahren und sind auf Lebensmittel aus weit entfernten Orten angewiesen, während sie ständig von Vertreibung bedroht sind. Das hat mich darauf gebracht, erschwingliche Kocher zu entwickeln, die Gesundheit und Umwelt nicht gefährden und zudem ein Einkommen für die Gemeinschaft schaffen. Nach vier Jahren haben wir im Unternehmen fast 20 Mitarbeitende darunter eine große Anzahl an Frauen aus den Geflüchtetenlagern“, erklärt Christine.
Eingebettet in die Gemeinschaft hat das Sozialunternehmen über 10 000 Haushalte unterstützt und die Abholzung der Wälder eingedämmt. Es bietet auch Dienstleistungen wie Tropfbewässerung, Solar Home Systems, Mini-Solarnetze und Gewebekulturen an und liefert Solarpumpen an Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in ganz Kenia. Die meisten der 60 jungen Handwerkerinnen und Handwerker aus den Geflüchtetenlagern, die von der Organisation ausgebildet wurden, sind Frauen. „In solchen Familien haben die Männer das Sagen, aber als die ersten Frauen anfingen, Geld mit ihrer Arbeit bei uns zu verdienen, schlossen sich mehr und mehr Frauen meinem Unternehmen an. Wenn man Frauen stärkt, stärkt man mit ihnen die gesamte Gemeinschaft “, fügt Christine hinzu.
Der Erfolg von Unternehmerinnen hängt nicht nur von ihren persönlichen Eigenschaften und unternehmerischen Fähigkeiten ab, sondern auch von dem jeweiligen Ökosystem und Institutionen, die entsprechende Unterstützung anbieten können. Unternehmerinnen sind oft im Nachteil, wenn es um den Zugang zu finanziellen und personellen Mitteln geht. Um die wirtschaftlichen Möglichkeiten für Frauen zu stärken, hat das Team für Sozialunternehmertum der Siemens Stiftung den Finanzierungsaufruf epScale gestartet, um Frauen wie Christine Atego in der grünen Wirtschaft zu fördern.
Musik überwindet Ungleichheiten
In Zeiten in denen sich unsere Gesellschaft zunehmend polarisiert, ist Engagement für geschlechtergerechte Maßnahmen in allen gesellschaftlichen Bereichen von Bedeutung. Music In Africa’s Gender @ Work ist ein panafrikanisches, frauenorientiertes Programm, das darauf abzielt, weibliche Fachkräfte auszubilden und ihren Anteil im afrikanischen Musiksektor zu erhöhen. Das Programm bietet Schulungen für die Branche, Networking und Lobbying-Möglichkeiten für professionelle und aufstrebende Musikschaffende und unterstützt so Frauen, die in der Musikindustrie tätig sind, mit Programmen zur Kapazitätsentwicklung.
Frauen können tun, was Männer tun, und manchmal tun sie es sogar besser.
„Wir haben so lange gehört, dass Musik nur etwas für Männer ist, jetzt gründen Mädchen Bands und übernehmen Tätigkeiten auf der Bühne. Die Music In Africa Foundation (gegründet vom Goethe-Institut und der Siemens Stiftung) spielt eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Musikindustrie auf dem Kontinent, und es ist unsere Aufgabe, zum Aufbau eines förderfähigen Ökosystems für Musikschaffende in Afrika beizutragen. Das bedeutet auch, dass wir die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern in der Branche angehen, was wir mit dem Projekt Gender @ Work erreicht haben“, erklärt Eddie Hatitye, Geschäftsführer der Music In Africa Foundation.
Zehn Jahre nach seiner Gründung hat die Music In Africa Plattform über 40.000 registrierte Musiker*innen und kulturelle Organisationen, die vielversprechende Künstler*innen miteinander verbinden und Musikunternehmer*innen bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle unterstützen. Music In Africa hat Menschen mit begrenzten Möglichkeiten eine Stimme und wirtschaftliche Perspektive gegeben und Barrieren für Frauen in der Kreativbranche abgebaut.
Nachwuchsförderung durch hochwertige Bildung
Auch wenn es in vielen Bereichen Fortschritt gibt, ist die Geschlechterpolarität auch im 21. Jahrhundert noch nicht überwunden. Die Siemens Stiftung hat deshalb Projekte initiiert, die vom Kindergarten bis zu den weiterführenden Schulen Geschlechtersensibilität vermitteln. Das Bildungsprogramm Experimento 3+ bringt Vorschulkindern in Lateinamerika die Gleichstellung der Geschlechter durch forschungsbasierten Unterricht näher. In Lagos erhalten derzeit 300 Schülerinnen und Schüler (150 Mädchen und 150 Jungen) im Rahmen des Projekts BeMINT_Nigeriaeine IT-Schulung, die sie auf die Fähigkeiten vorbereitet, die sie benötigen, um sich in der digitalen Wirtschaft zu behaupten.
Die Schüler*innen, die aus einkommensschwachen Gegenden in Lagos stammen lernen den Umgang mit Computern, schreiben ihre Lebensläufe und bereiten sich auf Vorstellungsgespräche vor, mit dem Ziel, ein Praktikum bei einem lokalen Unternehmen zu bekommen. Die Ausbildung in MINT-Fächern (Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik), die traditionell als Männerdomäne gilt, hat einen großen Beitrag zur Verringerung der Qualifikationslücke geleistet, indem sie die Beschäftigung und Produktivität von Frauen erhöht und die berufliche Ausgrenzung verringert hat.
Die vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanzierte NGO Empowering Africans Through Education Initiative und die Siemens Stiftung sind die Durchführungspartner dieses Projekts.
Die Macht der Partnerschaften
Partnerschaften und Netzwerke stehen im Mittelpunkt aller Aktivitäten und Projekte, die die Siemens Stiftung auf lokaler und globaler Ebene unterstützt. Es ist dringend nötig, sich gegenseitig zu stärken und die Kraft der Zusammenarbeit zu kanalisieren, um die Verhältnisse zum Besseren zu wenden. Daher müssen nicht nur Frauen Frauen unterstützen, sondern alle müssen ihre Kräfte bündeln.