MIINT und Forschendes Lernen
Unterricht, der Kinder zu Entdeckern macht
Klimawandel, Energiewende, unzählige neue digitale Möglichkeiten: Das Verständnis von naturwissenschaftlichen und technischen Zusammenhängen ist heute wichtiger denn je, um unsere Welt verantwortungsvoll mitzugestalten – heute und morgen. Entscheidend ist dabei die richtige Herangehensweise: Viel zu oft noch werden Sachverhalte einfach nur auswendig gelernt statt wirklich verstanden und tatsächlich angewendet. Aus diesem Grund entwickeln wir gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern methodische Ansätze für einen MINT-Unterricht, der Kinder und Jugendliche aktiv einbezieht. Das Prinzip des Forschenden Lernens steht für uns dabei im Mittelpunkt.
Wie funktioniert Forschendes Lernen?
Wissen wollen, was dahintersteckt: „Woher kommt der Strom? Wie reinige ich verschmutztes Wasser? Wie werden Daten von einem Ort der Erde zum anderen übertragen?“ Der Wissendurst von Kindern an naturwissenschaftlich-technischen Fragen ist unerschöpflich, ihre Neugierde grenzenlos. Durch das eigene Ausprobieren machen sie Erfahrungen, entwickeln Ideen und erlangen Erkenntnisse. Die Pädagogik macht sich dies zunutze. Forschendes Lernen ermöglicht Kindern und Jugendlichen selbstständig Fragen zu entwickeln, mittels verschiedener Methoden Antworten zu finden sowie Lösungen zu reflektieren und eigenständig aufzubereiten (vgl. Huber 2009 / Martius et al. 2016).
Mit Forschendem Lernen den MINT-Unterricht verbessern
Wir sind davon überzeugt, dass Forschendes Lernen MINT-Unterricht weltweit besser macht und das Interesse sowie Verständnis für Naturwissenschaft und Technik deutlich steigert. Noch mehr: Es fördert das konkrete Anwenden, Weiterdenken, Neues denken – und das weit über den Unterricht hinaus. Drei Aspekte sind für uns als Siemens Stiftung dabei leitend:
Handlungsorientierung – Experimentieren als „bildende Erfahrung“
Im Mittelpunkt des Forschenden Lernens stehen die Schülerin und der Schüler – sie schaffen durch ihr Handeln und ihr Vorwissen einen ganz eigenen Zugang zum Lernstoff: Wenn es um den Stromkreislauf geht, lernen sie beispielsweise nicht nur die Auswirkungen verschiedener Polung auswendig, sondern probieren sie auch selbst aus. Basis für diese Herangehensweise ist das didaktisch-methodische Modell der Handlungsorientierung. Experimentieren ist dabei kein Spiel, kein Selbstzweck. Ein ausgewogenes Verhältnis von Kopf- und Handarbeit ermöglicht am Ende eine „bildende Erfahrung“ (vgl. Jank/Meyer 2002 / Schratz u.a. 2012): Die Kinder und Jugendlichen verstehen und durchschauen die dahinterliegenden Phänomene.
Alltagsbezug – Forschen an Fragen aus der Lebenswirklichkeit der Kinder
Forschendes Lernen beginnt mit Fragen, die mitten aus dem Alltag der Kinder und Jugendlichen kommen. Kinder nehmen Phänomene ihrer Umwelt und Lebenswirklichkeit permanent wahr. Sie beschreiben, vergleichen und interpretieren diese Erfahrung. Hier muss Unterricht ansetzen. Denn nur dann, wenn die Lernenden die Relevanz eines Themas für ihr eigenes Leben erkennen, bleibt es ihnen langfristig im Gedächtnis – und noch viel wichtiger: die Motivation, sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen, steigt (vgl. Anders et al. 2013 / Barron/Darling-Hammond 2010). Fächerübergreifendes Denken und Arbeiten sind dabei keine Ausnahmen, sondern eine Selbstverständlichkeit.
Ko-Konstruktion – Zusammen lernen und Sozialkompetenzen stärken
Lehrkräfte und Kinder gestalten den Lernprozess gemeinsam, lernen miteinander und voneinander, also ko-konstruktiv – ohne Hemmungen oder Angst vor Fehlern (vgl. Fthenakis 2009). Im Fokus steht die Stärkung von Kompetenzen und nicht bloß der statische Wissenserwerb. Die jungen Forscherinnen und Forscher erkennen, dass ihr eigenes Tun zum Erfolg führt. Eine wertvolle Erfahrung, die motiviert und das Vertrauen in die eigene Handlungskompetenz stärkt. Indem sie sich in der Gruppe über Hypothesen austauschen und gemeinsam nach Lösungen suchen, trainieren sie gleichzeitig ihre kommunikativen und sozialen Kompetenzen.
»Experimentieren im Untericht ist ohne klares pädagogisches Konzept nur ein Spiel.
Gut ausgebildete Pädagoginnen und Pädagogen sind deshalb das A und O.«
Dr. Barbara Filtzinger, Leiterin des Arbeitsgebiets Bildung und Ratsmitglied der Stiftung Kinder forschen
Forschendes Lernen in unserer Projektarbeit
In unseren Programmen und Initiativen spielt die Methode des Forschenden Lernens eine zentrale Rolle. Im Mittelpunkt steht für uns dabei die Aus- und Weiterbildung von Pädagoginnen und Pädagogen im Bereich der Naturwissenschaften und Technik. Großen Wert legen wir auf ein Konzept, das Forschendes Lernen über alle Altersstufen hinweg fördert und Raum bietet, internationale Perspektiven zu integrieren.
Unser Bildungsprogramm Experimento
Das Prinzip des Forschenden Lernens ist Basis unseres internationalen Bildungsprogramms Experimento. Gemeinsam mit der Stiftung Kinder forschen, der Fachdidaktik Life Science der TU München, der Fakultät für Psychologie und Pädagogik der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie der Didaktik der Chemie der Eberhard Karls Universität Tübingen und Expert*innen aus der Schule haben wir Fortbildungen und Unterrichtsmaterialien entwickelt, die Pädagoginnen und Pädagogen das nötige Rüstzeug für das Experimentieren im Unterricht an die Hand geben. Der Fokus liegt auf den Themen Energie, Umwelt und Gesundheit.
Unser Engagement für Stiftung Kinder forschen
Über unsere eigene Arbeit hinaus unterstützen wir gemeinsam mit der Helmholtz-Gemeinschaft, der Dietmar Hopp Stiftung und der Deutsche Telekom Stiftung die gemeinnützige Stiftung Kinder forschen. Dort können sich pädagogische Fach- und Lehrkräfte sowie Kita-Leitungen kontinuierlich fortbilden, um das natürliche Interesse von Kindern am Forschen und den Naturwissenschaften entwicklungsangemessen zu begleiten. Inzwischen erreicht die deutschlandweite Initiative mehr als 68.000 Pädagogen mit ihrem Programm.
Internationale Perspektiven
Lehrkräfte und Kinder gestalten den Lernprozess gemeinsam, lernen miteinander und voneinander, also ko-konstruktiv – ohne Hemmungen oder Angst vor Fehlern (vgl. Fthenakis 2009). Im Fokus steht die Stärkung von Kompetenzen und nicht bloß der statische Wissenserwerb. Die jungen Forscherinnen und Forscher erkennen, dass ihr eigenes Tun zum Erfolg führt. Eine wertvolle Erfahrung, die motiviert und das Vertrauen in die eigene Handlungskompetenz stärkt. Indem sie sich in der Gruppe über Hypothesen austauschen und gemeinsam nach Lösungen suchen, trainieren sie gleichzeitig ihre kommunikativen und sozialen Kompetenzen.
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Hintergrundmaterial
- Aepkers: Forschendes Lernen – Einem Begriff auf der Spur. In: Aepkers, M. / Liebig, S. (Hg.): Basiswissen Pädagogik. Unterrichtskonzepte und -techniken, Band 4. Baltmannsweiler (2002), S. 69-87.
- Anders, Y., Hardy, I., Pauen S., Steffensky, M.: Zieldimensionen früher naturwissenschaftlicher Bildung im Kita-Alter und ihre Messung. In: Stiftung Haus der kleinen Forscher [Hrsg.]: Wissenschaftliche Untersuchungen zur Arbeit der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“, Band 5. Schaffhausen 2013, S. 19-81.
»Experimentieren im Untericht ist ohne klares pädagogisches Konzept nur ein Spiel.
Gut ausgebildete Pädagoginnen und Pädagogen sind deshalb das A und O.«